29
Juli
2011

Moderne Antriebstechnik für historisches Glockenspiel in Salzburg.

Das Glockenspiel in der Altstadt von Salzburg am Residenzplatz entstand aus einem von Wolf Dietrich von Raitenau der „Neuen Residenz“ vorgesetzten Turm, der ursprünglich fünfgeschossig war. Das Glockenspiel wurde im Zuge der Renovierung mit einem Getriebemotor aus dem MAS Getriebebaukasten ausgestattet.

Geschichte
1701 wurde diesem Turm ein Achteckaufbau in offenen Rundbogenarkaden aufgesetzt und mit 35 Glocken des Antwerpener Gießers Melchior de Haze versehen, die von Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun in Auftrag gegeben und vom Salzburger Hofuhrmacher Jeremias Sauter hier zusammengebaut worden waren.

Das Glockenspiel
Das Salzburger Glockenspiel besteht aus den Glocken und einem 6,3 Tonnen schweren Spielwerk, das aus 3.655 Einzelteilen besteht. Die Steuerung erfolgt  über eine Walze und eine mechanische, bzw. später eine elektrische Uhr. Die Glocken umfassen drei Oktaven mit allen Halbtönen.

Restaurierung
Im Dezember 2008 wurden die Glocken herunter gehoben und nach Wien in die Werkstätte der Restauratorin Elisabeth Krebs transportiert. Das Antriebswerk folgte im Frühjahr 2009.
Die Firma Ing. Predl- Sondermaschinenbau mit Firmensitz in A-2344 Maria Enzersdorf übernahm bei der Sanierung des historischen Glockenspiels die Überarbeitung der Wellenteile und der Messinglagergehäuse. Das alte Zahnrad wurde auf Grund von Beschädigungen durch ständigen Aus- und Einbau ebenfalls ersetzt.

Nach zweijähriger Restaurierungsphase erfolgte am 28. Jänner 2011 um 11:00 Uhr die Wiederinbetriebnahme.

Antriebslösung
Am Spieltrommelrand sitzt ein Kettenrad mit 2.200 mm Durchmesser und 720 Zähnen. Der Getriebemotor (Bild 2) befindet sich rechts unten, unter der Trommel und treibt die Spieltrommel über eine Kette an. Eine Trommeldrehung dauert ca. bis zu 3,5 Minuten stufenlos über Frequenzumrichter (je nach Melodie).

Auf der Abtriebswelle des WATT Getriebes sitzt ein Kettenrad mit Freilauf und Wälzlagerung. Diese dreht frei durch, wenn der Antrieb der Spieltrommel (Bild 1) über die Seiltrommel und das Gewicht am Seil erfolgt. Ein Aus- und Einbau wird damit nicht mehr erforderlich und die Vorgaben des Denkmalschutzes werden erfüllt.    

Der Betrieb des Glockenspiels erfolgt über SPS und Zeitprogramm 3x täglich für 3 Minuten nach 07.00, 11.00 und 19.00 Uhr, um nicht in Konflikt mit den umliegenden Glocken zu kommen. Die Hebel werden von den Nocken betätigt, die Zugübertragung erfolgt mittels Holzleisten, Umlenkrollen und Seilen zu den Glocken.  Es existieren ungefähr 35 Melodien wofür die Nocken monatlich umgesteckt werden.

Getriebedaten:  HG 70C 81N4 TH BR10             

Motorleistung: 0,75 kW
Abtriebsdrehzahl: 5,2 U/min
Schutzart:   IP55/F
Bremse:    10 Nm, 102 V DC